Autor: Lars Koppe

Aerifizieren

Die wichtigste Pflegemaßnahme für den Rasen

Ich werde immer wieder gefragt, wie man einen so dichten Rasen bekommt. Ein gut durchlässiger, gut belüfteter Boden ist meiner Meinung nach das Wichtigste!

Alle Böden neigen unter Belastung zur Verdichtung, besonders im Privatgarten, wo wir selten eine perfekte Rasentragschicht, sondern oft gewachsene, bindige Böden haben, wird der Faktor Luft oft unterschätzt.

WARUM IST LUFT SO WICHTIG?

Der Boden besteht aus festen Bestandteilen unterschiedlicher Korngrößen, je feiner die Körner sind, desto dichter schichten sie sich und bilden nur sehr feine Poren. In diesen Feinporen kann zwar viel Wasser gespeichert werden, es ist aber nicht pflanzenverfügbar und ein hoher Anteil führt unter anderem zu Staunässeproblemen. Die Grobporen hingegen bieten Platz für das Bodenleben , Wurzelwachstum und schaffen eine Drainagemöglichkeit, da das Wasser hier schnell durchsickern kann. In den Mittelporen leben wichtige Bakterien, Pilze und Algen und das hier gehaltene Wasser ist pflanzenverfügbar.

Nach der Rasenanlage haben wir im Idealfall ein ausgewogenes Verhältnis der Porengrößen. Durch die Nutzung, starke Niederschläge und teilweise schwere Arbeitsgeräte nimmt der Anteil der Grob- und Mittelporen im Laufe der Zeit immer mehr ab, die Böden neigen zu Staunässe und Luftmangel - da die Bodenorganismen Sauerstoff benötigen, nimmt das Bodenleben ab - und die Wurzeln bilden sich zurück. Die Folge ist eine lückige Grasnarbe, die Platz für Ungräser und Unkräuter bietet.

Womit aerifizieren wir?

Es gibt eine große Auswahl an Geräten, die den Gasaustausch des Bodens ermöglichen und, je nach Arbeitsweise, den Boden lockern. Geräte, die mit Kreuzspoons, komprimierter Luft/ komprimiertem Wasser, sowie Schlitzgeräte sind für den Privatgebrauch sehr aufwendig, daher möchte ich hier nur auf die Möglichkeit mit Voll-, bzw. Hohlspoons eingehen.

Vollspoons, wie zum Beispiel bei der Rasenkralle, arbeiten nach dem Verdrängungsprinzip. Immer wieder hört man, das solche Geräte den Boden zusätzlich verdichten. Das ist nur bedingt richtig. Erstens bearbeitet man nur ungefähr 5-10% der Fläche, und zweitens arbeitet man mit einem leichten Brechwinkel: das Gerät wird vor dem Herausziehen also leicht geneigt. Die Verdichtungen sind somit vernachlässigbar gering und der eigentliche Zweck, das Ermöglichen des Gasaustauschs, ist trotzdem gegeben.

Bei Hohlspoons, wie bei dem Rasenspecht, wird ein Teil des Bodens entnommen, dieser sollte anschließend mit einem geeigneten Sand wieder verfüllt werden, da die Löcher hier größer sind, würde der Boden sonst instabil werden.

Für beste Ergebnisse sollte vor allem der Hauptwurzelhorizont, bei den meisten entspricht dies einer Tiefe von etwa 5-10cm, bearbeitet werden, denn gerade hier gibt es die größten Verdichtungen. Alle Maßnahmen, die tiefer gehen, bezeichnet man als Tiefenlockern, dies macht vor allem vor der Frostperiode Sinn, wenn man sich das Prinzip der Frostgare zu Nutze machen möchte.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum Aerifizieren?

Der Boden sollte auf jeden Fall trocken sein, wassergesättigte, schmierige Böden werden sonst zusätzlich verdichtet. Das Aerifizieren sollte vor allem während der Hauptwachstumsperiode durchgeführt werden, damit die Gräser sich schnellstmöglich von dieser Belastung erhohlen. Beim Verwenden von Hohlspoons kann man zusätzlich zum Sand auch Bodenhilfsstoffe verwenden und sollte Nachsäen. Lange Vollspoons machen auch zum Ende der Vegetationsperiode Sinn: tief eindringendes Wasser, welches später gefrieren kann, sorgt hier für ein zusätzliches Aufbrechen des Bodengefüges (Frostgare). Aber auch im zeitigen Frühjahr, helfen Vollspoons dabei, den Boden schneller zu erwärmen und sorgen gerade bei Böden, welche in feuchten, warmen Wintern unter Staunässe litten, für den nötigen Sauerstoffeintrag.

Auf Sportplätzen, und auch stark frequentierten Laufwegen kann das Aerifizieren durchaus monatlich sinnvoll sein. Die Verdichtungen, die durch Trittbelastung entstehen, sind hauptsächlich im oberen Teil des Bodenhorizonts (bis etwa 6cm Tiefe) zu finden. Um Schäden durch sehr häufiges Aerifizieren in diesen Bereichen gering zu halten, eignen sich hierfür vor allem kurze Vollspoons, wie sie zum Beispiel an Nagelschuhen und Aerifizierwalzen Verwendung finden. Für diesen Einsatzzweck wird es von der Firma Rasenspecht demnächst noch spannendes geben.

Wie viele Einstiche pro Quadratmeter?

Um einen optimalen Gasaustausch zu ermöglichen, sollte der Lochabstand bei Hohlspoons ~ 5cm betragen, bei Vollspoons darf dieser, abhängig vom Brechwinkel auch etwas in beide Richtungen variieren. Je nach Durchmesser der Werkzeuge sind also 200-800 Einstiche/m² anzustreben, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

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